Toilette für alle*

 

 

 

an der Pestalozzi-Realschule

 

In unserer heteronormativ-geprägten Gesellschaft lernen Kinder und Jugendliche früh, dass die Welt in ausschließlich zwei Geschlechter unterteilt sei. Dies ist auch an der Pestalozzi-Realschule täglich sichtbar und erlebbar – z.B. durch die Einteilung der Toiletten in männlich und weiblich.
Trotz gleichstellungsorientierter gesellschaftspolitischer Entwicklungen in den letzten Jahren sind genderneutrale Toiletten immer noch rar und lassen sich in Freiburg nur vereinzelt finden. Für Menschen, die sich nicht in das binäre Geschlechtermodell einfügen können oder wollen, stellt diese Trennung ein Problem dar. Laut des Deutschen Jugendinstitutes erleben LGBT*-Jugendliche Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Die negativen Erfahrungen werden häufig in alltagsnahen Situationen gemacht, zum Beispiel anhand struktureller Hürden im Umfeld Schule (Deutsches Jugendinstitut, 2015). Vor allem die Toiletten spielen hier eine große Rolle, denn an diesem Ort haben wir ein besonderes Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit.

Um die Dimension der prekären Toilettensituationen in der Schule anschaulicher zu machen, hier ein paar wenige Beispiele aus der Praxis: Der Besuch der Jungen*-Toilette ist für trans* Jungen erschwert, wenn es dort vorwiegend offene Pissoirs gibt. Vielleicht hat der trans* Junge diskriminierende Erfahrungen mit Mitschüler*innen gemacht, die um seine Transgeschlechlichkeit Wissen und hat Angst vor Übergriffen oder unangenehmen Situationen auf der Jungen*-Toilette und möchte sie deshalb nicht nutzen. Nutzt er die Mädchen*-Toilette, wird er von den Mädchen* dort als Junge* gelesen. Zum Beispiel von Kindern anderer Klassenstufen, die nicht wissen, dass er trans* ist. Sie sind eventuell irritiert und wollen vielleicht, dass der Junge die Toilette verlässt. Oder ein*e non-binäre*er Jugendliche*r die*der männlich gelesen wird trägt gerne Kleider und Röcke. Manche Schüler*innen wissen nicht, wie sie ihr Gegenüber lesen sollen/können. Mädchen* und Jungen* sind irritiert, schicken den Jugendlichen eventuell aus den Toiletten raus. Diese Beispiele sollen ein wenig verdeutlichen auf welche Schwierigkeiten trans* Jugendliche bei der Nutzung von gegenderten Toiletten und Sanitärräumen in der Schule treffen können. Und jede einzelne dieser Erfahrungen kann langfristig wirksame Verletzungen für trans* Jugendliche mit sich bringen.

Ein Beratungsgespräch zwischen der Schulsozialarbeit und einer trans*jugendlichen Person gab den ersten Anstoß, sich Gedanken zur „Toiletten-Situation“ an der Schule zu machen. Schulsozialarbeit und Schulleitung setzten sich daran, die Situation für queere Menschen an der PRS zu verändern. Seit 2022 hat die PRS nun ein „WC für alle“. Jede Person darf diese benutzen, ganz gleich welchen Geschlechts, sexueller Orientierung oder Alter. Für die Schulsozialarbeit stellt dies einen gelungenen Anfang dar, die strukturellen Bedingungen an der Schule zu verändern. Was die Zukunft anbelangt, wünscht sich die Schulsozialarbeit, dass alle Toiletten an allen Orten für alle zugänglich und somit genderneutral werden.

 

Deutsches Jugendinstitut. (Krell, Claudia/ Oldemeier, Kerstin) (2015). Coming Out – und dann….?!   Ein DJI-Forschungsprojekt zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans*Jugendlichen und jungen Erwachsenen. München.

Schulsozialarbeit